Schon unsere erste derartige Kombinationsmaschine, die RU 800 S, zeigt in unzähligen Einsätzen seit 2006 das Potenzial, das in diesem Zusammenspiel liegt. Nun führt die neue RUS 1000 S dieses Erfolgskonzept noch leistungsstärker in die Zukunft des Gleisbaus. Wie das Vorgängermodell wurde sie als partnerschaftliches Projekt von Plasser & Theurer unter deutlicher Einflussnahme und Mitgestaltungsmöglichkeit des Bauunternehmens Swietelsky als Betreiber realisiert.
In der Regel finden diese Arbeiten in zwei unabhängigen Schritten statt. Zunächst wird der Schotter mit einer Bettungsreinigungsmaschine gereinigt und danach das Gleis mit einem Gleisumbauzug erneuert. Dafür waren früher häufig zwei Wochenendsperren reserviert.
In unseren kombinierten Gleisumbau- und Schotterbettreinigungszügen sind beide Maschinen in einer integriert. Dadurch werden die zwei Arbeitsschritte in einem Prozessdurchlauf vereinigt, was große Vorteile hinsichtlich geringerer Betriebsbehinderungen durch kürzere Baustellenbelegung bringt. Mit dem Einsatz der RUS 1000 S kann die Dauer einer notwendigen Sperre einer Bahnstrecke reduziert bzw. können bei gleicher Sperrdauer mehr Kilometer an Gleisen ausgetauscht und saniert werden. Eine weitere übliche Vorgangsweise ist die zyklusweise Arbeit in nächtlichen Sperrpausen, während tagsüber die Gleise für den Personenverkehr genutzt wurden. Genau dafür ist die RUS 1000 S das optimale System, da unmittelbar nach dem Maschineneinsatz ein Befahren des Gleises mit bis zu 60 km/h möglich ist.
Gerade bei komplexen Hochleistungsmaschinen liegen die Anforderungen der einzelnen Betreiber mitunter weit auseinander. Länderspezifische Kriterien spielen hier genauso eine Rolle wie individuelle Bedürfnisse. Mit Maschinen im Individual Design richten wir uns nach Ihren speziellen Anforderungen. Wir konstruieren und bauen Ihre Maschinen nach Maß und setzen dabei vor allem auch Ihre Erfahrungen aus der Einsatzpraxis um.
Den Materialabtrag innerhalb des Schwellenbereiches erledigt die Haupträumkette. Sie arbeitet in der Baulücke an der Stelle, wo die alten Schwellen bereits ausgebaut und die neuen noch nicht eingebaut sind. Den Materialabtrag außerhalb der Schwellen übernehmen zwei Flankenaushubeinheiten im Nachgang. Durch diesen zweistufigen Prozess lässt sich ein großer Vorteil generieren – eine schmale, weniger ausragende Räumkette.
RUS 1000 S oder RU 800 S arbeiten dadurch bei Engstellen, beispielsweise bei Brücken oder in Bahnsteigbereichen, ohne Unterbrechung. Andere Maschinensysteme benötigen einen vorgelagerten Arbeitsgang, bei dem das Gleis verschwenkt wird, um die räumliche Distanz zu den festen Bauwerken herzustellen. Zusätzlich ist auch eine Absenkung der neuen Gleislage gegenüber der alten Lage möglich.
Die RU 800 S arbeitet seit mehr als 14 Jahren in Europa mit großem Erfolg und hoher Zuverlässigkeit. Das steigende Interesse an dieser Technologie zeigen die Einsatzzahlen: Die RU 800 S war in zehn europäischen Ländern (Deutschland, Holland, Belgien, Luxemburg, Schweden, Tschechien, Ungarn, Slowakei, Schweiz und Österreich) im Einsatz und hat bis heute etwa 2.000 km Gleis erneuert und gereinigt. In den letzten Jahren wurden im Schnitt 140 bis 150 km bearbeitet, meist zusammengesetzt aus vielen kleinen Bauabschnitten. Dabei wurden auch eindrucksvolle Spitzenleistungen erbracht, wie zum Beispiel in Schweden, wo 2.200 m in zehn Stunden geschafft wurden. Bei derartigen Baustellen ist die Materiallogistik stark gefordert.
Das Konzept der RUS 1000 S basiert auf dem kombinierten Gleisumbau- und Schotterbettreinigungszug RU 800 S. Viele Erkenntnisse und Erfahrungen aus den Praxiseinsätzen flossen in die Arbeitstechnologie der neuen Maschine ein. Die erfolgreiche Partnerschaft zwischen Plasser & Theurer, Swietelsky und den ÖBB bei der Entwicklung der Maschine bringt nun die RUS 1000 S nach letzten Optimierungsarbeiten in den Regelbetrieb.
Die Einstellarbeiten der einzelnen Aggregate und ihr Zusammenspiel waren sehr komplex und nahmen viel Zeit in Anspruch, doch bereits nach den ersten Kilometern zeigte sich, dass die Maschine unsere Anforderungen erfüllen wird. Schon in der Einarbeitungsphase konnten wir 1.200 Meter in einer Schicht umbauen.
Matthias Schauer
Bahnbau Maschinen, Swietelsky AG
Insgesamt wurden alle Arbeitsaggregate verbessert bzw. eine Leistungssteigerung erreicht. Die neue Maschine arbeitet wie die Vorgängerin nach dem technologisch richtigen Arbeitsablauf: Schotterreinigung vor Neuschwellenverlegung. Zusätzlich bewältigt die RUS 1000 S minimale Arbeitsradien von 250 m, wie bereits ein Einsatz am Arlberg in Österreich belegt. Sie verfügt über eine höhere Antriebsleistung: Strecken mit 30 ‰ Steigung können problemlos befahren werden. Um die Maschine optimal für Einsätze in ganz Europa nutzen zu können, ist ihre Umgrenzung gemäß Lichtraumprofil UIC 505-G1 ausgeführt. Auch ökologisch wurde sie verbessert, mit bis zu 30 % weniger CO₂-Emissionen sowie Lärmreduktion.
Eine neue Siebanlage bringt eine höhere Meterleistung bei gleichzeitig optimaler Sieblinie. Auch bei Schwellenverlegung wurde eine Leistungssteigerung erzielt. Die Verlegeeinheit erreicht nun einen Ablagezyklus von zehn Schwellen pro Minute und kann verschiedene Schwellentypen verarbeiten (Beton Mono-Block, Beton Bi-Block, Holzschwellen).
Die RUS 1000 S unterstützt den schichtweisen Aufbau des Schotterbettes. Der gereinigte Schotter wird zum Teil unmittelbar hinter der Räumkette eingebracht und vorverdichtet. Damit ergibt sich ein stabiles Schotterplanum zur Ablage der Neuschwellen. Eine weitere Schicht gereinigten Schotters wird am Flankenaushub- und Stopfmodul eingebracht, nachdem die Neuschwellen und Neuschienen verlegt und verbunden wurden.
Unmittelbar danach wird das Gleis gehoben, gerichtet und gestopft. Die Stopfeinheit, bestehend aus Hebe- und Richtaggregat sowie Stopfaggregat, ist bei diesem Maschinentyp völlig neu. Der erste Stopfgang (von üblicherweise drei) ist in die Umbaumaschine integriert, wodurch eine hohe Gleislagequalität für den nachfolgenden Zugbetrieb bereits nach dem Arbeitsgang mit der RUS 1000 S erreicht wird.
Nach der Fertigstellung im Frühjahr 2019 arbeitete die RUS 1000 S im Sommer auf ersten Testbaustellen in der Wachau, in der Nähe von Dornbirn in Vorarlberg sowie im Herbst im Arlberggebiet. Im Dezember ging es auf eine Baustelle bei der Wiener Lokalbahn in der Nähe von Traiskirchen. Diese Einsätze dienten zur weiteren Optimierung der Maschine und auch zum Training der Bedienmannschaft, um mit der Maschinenleistung an die Zielwerte zu gelangen. So trainierten bis zu 40 Maschinenbediener – im regulären Einsatz sind es deutlich weniger – unter möglichst realen Bedingungen für den Alltag auf der neuen Maschine.
Im Frühjahr 2020 arbeitete die RUS 1000 S in der Nähe von Frohnleiten in der Steiermark auf einer zweigleisigen Strecke mit Betonschwellen. Die Einsatzerfahrung trug zur weiteren Optimierung der Maschinenleistung bei und der Automatische Leitcomputer ALC wurde voll in Betrieb genommen. Stopfparameter und Gleislage werden mit dem digitalen Messschreiber DRP aufgezeichnet. Damit wird schon in der Maschine die Gleisqualität dokumentiert und eine Beurteilungsgrundlage für die Gleisfreigabe erstellt.
Eine größere Sanierungsmaßnahme mit 8.800 m Länge in Ungarn bot erstmals die Möglichkeit, die neue RUS 1000 S in sieben Tagen Volleinsatz zu testen. Hier konnte auch die Zielleistung für die Verlegung von zehn Schwellen pro Minute bestätigt werden. Die Gleislage hinter der Maschine war sehr zufriedenstellend. Mannschaft und Maschine waren dort schon sehr gut eingespielt und brachten einmal sogar die Topleistung von 1.600 m in zehn Stunden. Damit ist die neue Maschine nun bereit für den regulären Einsatz.