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Technologiesprung durch neue Flotte in Belgien

Vier neue Unimat 08-4x4/4S machen Infrabel fit für die Digitalisierung in der Weichen- und Gleisinstandhaltung.

Durch die Einsatzerfahrung mit Infrabel und die Arbeit mit unterschiedlichen Weichentypen lernt das Assistenzsystem, noch besser und autonomer zu werden. Es freut mich sehr, dass wir die belgische Bahn als ersten digitalen Kunden gewinnen konnten.

Florian Auer
Leiter Technologie und Innovation, Plasser & Theurer

Zur Durchführung der Instandhaltungsarbeiten der belgischen Bahn-Infrastruktur verfügt Infrabel bereits über einen beachtlichen eigenen Maschinenpark, der nun verjüngt und modernisiert wird. Die Wahl fiel erneut auf Maschinen von

Plasser & Theurer. Ein Unimat 108-475 S sowie drei Plasser 08-275 aus dem vergangenen Jahrhundert werden ab Herbst 2020 durch neue Maschinen ausgetauscht.

Infrabel nennt für die Investition zwei Gründe: Zum einen sind die bestehenden Maschinen am Ende ihrer Lebensdauer angekommen, zum anderen besteht ab 2025 Bedarf, mit dem European Train Control System kompatibel zu sein. Auch dieser Punkt war ein Argument für die Anschaffung von Plasser & Theurer-Maschinen, die hinsichtlich der Signaltechnik allen Anforderungen gerecht werden.

Die vier neuen Maschinen der Type Unimat 08-4x4/4S werden zukünftig dafür eingesetzt, eine große Anzahl von parallel verlaufenden Weichen während einer Schicht zu bearbeiten. Darüber hinaus werden sie zur Behebung von Einzelfehlern eingesetzt. Dies sind optimale Methoden für Einsätze in kurzen Sperrpausen. Die Universalstopfaggregate des Unimat 08-4x4/4S sind für die Weichenbearbeitung und deren besondere Herausforderungen optimiert. Dank Split-Head-Technologie lassen sich alle vier Aggregathälften einzeln seitlich verschieben. Die 16 Stopfwerkzeuge schwenken bei Hindernissen in der Weiche einfach hoch. Die Ausführung jedes Stopfaggregates mit jeweils zwei Spreizpickeln ermöglicht eine rasche und einfache Anpassung an schwierige Situationen.

Weichenstopf-Assistent für Belgien

Eine weitere Besonderheit bei der Aus­stattung der neuen Flotte ist das integrierte neue Weichenstopf-Assistenz-System PlasserSmart­Tamping – The Assistant. Dieses System unterstützt Infrabel sowohl bei der automatisierten Erkennung von Hindernissen in den Weichen als auch bei der Ausbildung junger technischer Fachkräfte. So erleichtert das SmartTamping-Modul das Schulen von Bedienungspersonal und kann diesem direkt Rückmeldungen über durchgeführte Arbeiten geben.

Die Digitalisierung der maßgeblichen Daten und deren sinnvolle Verknüpfung untereinander sind die Grundlage für eine optimale Instandhaltung der Infrastruktur. Damit kann Infrabel ihren Aufgaben für die Zukunft gerecht werden und den Kunden ein optimales Produkt anbieten, das auf Sicherheit, Pünktlichkeit und Leistungsfähigkeit bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Effizienz aufgebaut ist.

Annelies Stevens
Manager Switches, Infrabel

Hohe Stopfqualität und Prozesssicherheit durch digitale Assistenz

Der Weichenstopf-Assistent unterstützt im Besonderen weniger erfahrene Bediener dabei, ein konstantes und gleichbleibend qualitatives Stopfergebnis zu erzielen. Gerade in Zeiten von massivem Know-how-Verlust durch die Pensionierung von erfahrenem Personal bietet das System Sicherheit für Infrastrukturunternehmen: 65 Jahre Erfahrung Stopftechnik fließen in den digitalen Stopfassistenten ein.

In einfacher Weise können in Zukunft alle relevanten Qualitäts- und Arbeitsparameter wie Stopfpickelpositionen, Stopftiefen, Beistellzeiten etc. in digitaler Form und bei vorhandener Internetverbindung unmittelbar abgerufen werden.

Schneller zu den Messdaten

Die Vormessungen erledigt der integrierte Messwagen mit Inertial-Messeinheit, kurz IMU, mit bis zu 60 km/h. Das bietet eine deutliche Leistungsverbesserung.

Eine weitere Zeitersparnis erfolgt nach dem Stopfen: Mit integrierter Gleisabstandsmessung durch den Rotationslaser am Ende der Maschine entfällt die händische Nachmessung. Neben der Zeitersparnis ist dies ein weiterer Sicherheitsfaktor: Für Gleisarbeiter bedeutet es eine Gefahrensituation weniger, der sie ausgesetzt sind.

Mehr über PlasserSmartTamping, künstliche Intelligenz und lernende Maschinen finden Sie auf unserer Webseite im Bereich P&T Research:

research.plassertheurer.com

Neuer Standard beim Vor- und Nachmessen

Beim Vormessen der Ist-Geometrie sind Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h bei optimaler Messgenauigkeit möglich. Durch automatisierte Übergabe der Messdaten stellt der SmartALC (Leitcomputer) die Messwerte in Echtzeit dar und berechnet die Korrekturwerte zur Herstellung der perfekten Gleislage. Für die Qualitätskontrolle liefert das Messsystem bereits während der Arbeit die erforderlichen Werte der Nachmessung. Das Inertial-Messsystem mit der bewährten Messeinheit IMU und mechanischer Spurweitenmessung spart Zeit und steigert die Wirtschaftlichkeit der neuen Flotte.

Technologievorteile von Infrabels neuer Unimat 08-4x4/4S-Flotte auf einen Blick:

  • Die Weiche in jeder Position fest im Griff: einzelschwenkbare Hebeteller am längsverschiebbaren Hebe- und Richtaggregat, Hebehaken und Zusatzhebeeinrichtung für den abzweigenden Schienenstrang
  • Parallelstopfen: Eine Verbindung von zwei Unimat 08-4x4/4S ermöglicht eine Snychronisation der Hebe- und Richtaggregate zum optimalen Unterstopfen der Langschwellen bei Doppelkreuzungsweichen.
  • Bestmöglich positioniert: Durch die vier voneinander unabhängigen Stopfaggregat-Segmente mit jeweils zwei Spreizpickeln arbeitet der Unimat sehr flexibel.
  • Ausgestattet mit zwei Kehranlagen: integrierte Hochleistungskehranlage mit Querförderband und Vorkopfpflug für Holzschwellen sowie eine Anlage mit Querförderband für Betonschwellen
  • Vormessung mit bis zu 60 km/h: Das Inertial-Messsystem mit direkter Verbindung zum SmartALC und DRP liefert die Gleisgeometrie.
  • Sicherung des Gleisabstands während der Arbeit: Ein Rotationslaser spart Handnachmessung und sorgt für mehr Arbeitssicherheit.

PlasserSmartTamping – The Assistant

Der intelligente Weichenstopf-Assistent: Die Maschinen des Typs Unimat 08-4x4/4S sind für eine systemunterstützte Weichendurcharbeitung ausgelegt, wobei der gesamte Stopfprozess inklusive Hebe- und Richtaggregat gesteuert werden kann.

Im Rahmen von PlasserSmartTamping misst ein Laser die Umgebung mit Schwellen, Schienen und Hindernissen auf, die Daten werden mit dem Kamerasystem kombiniert. Das auf künstlicher Intelligenz beruhende System liefert Ausführungsvorschläge auf Basis der bahn- oder länderspezifischen Richtlinien und Vorgaben, die der Bediener vor der Ausführung bestätigen oder manuell korrigieren muss – er übernimmt also stets die Überwachungsfunktion.


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