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Weicheninspektion im laufenden Betrieb und bei voller Belastung

Sicherheit für den Betrieb steigern, Zeit gewinnen und wachsende Anlagenkenntnis aufbauen: Das sind wesentliche Ziele, die in der Praxis nicht immer leicht erreicht werden können.

Das Angebot an Verfahren zur Diagnose der Bahninfrastruktur ist riesig. Sehr schnell taucht man tief in Expertenwissen ein, wo es um den technischen Aufbau, Algorithmen, Formeln und vieles mehr geht. Dabei wird oft das eigentliche Ziel aus den Augen verloren: Entscheidungsgrundlagen für die Instandhaltung und Maßnahmenplanung zur Verfügung zu stellen.

Seit ​​52 Jahren gibt es bei Plasser & Theurer Erfahrung im Bereich der Messtechnik. In dieser Zeit wurden über 200 Messfahrzeuge gebaut und ausgestattet. Neben der Gleisgeometrie wuchs das Angebot an Parametern stetig, die zur Analyse herangezogen werden. Die Digitalisierungswelle brachte zusätzliche Herangehensweisen, wie Planung, Bau und Instandhaltung mit dem digitalen Zwilling – als Basis für das Building Information Modeling (BIM).

Vier Diagnosebereiche identifiziert​

Gleis (inklusive Bettung), Schiene, Weiche und Oberleitung (inklusive Signaltechnik) – in diese vier Bereiche kann man die Analyse der Infrastruktur gliedern. In jedem ergeben sich sinnvolle Synergien von Parametern, die gemeinsam betrachtet werden.

Plant man die Instandhaltung für einen Gleisabschnitt, entsteht ein Mehrwert, neben der relativen Gleislage auch den Bezug zu Referenzpunkten zu kennen. Um eine Grenzwertüberschreitung im Geometrieverlauf besser einordnen zu können, gibt es ergänzend ein Radargramm oder Bildmaterial des Abschnittes. So wird man z. B. auf Probleme in der Entwässerung aufmerksam, die zur nachhaltigen Behebung eine andere Maßnahme erfordern, als lediglich die Geometrie des Gleises wiederherzustellen.

Diese auf den Analysebereich abgestimmte ganzheitliche Betrachtung wird aus unterschiedlichen Signalen und Eingangsquellen zusammengestellt.

ROBEL Rail Automation – Automatisierte Weicheninstandhaltung

Im April 2022 entstand aus dem ROBEL R&D Hub in Freilassing die ROBEL Rail Automation, ein Start-up, das sich als Automatisierungsexperte für Kunden und Schwesterunternehmen in der Gruppe positioniert. Im gleichen Jahr präsentierte R2A mit dem ROBOT Container auf der iaf den weltweit ersten Prototypen zur Reparatur von lokalen Schienendefekten durch zwei zusammenarbeitende, vollautomatisierte Roboter. Damit wurde der Beweis der Umsetzbarkeit einer robotergestützten, mobilen Lösung erbracht.

Vollautomatisches Auftrags- und Reparaturschweißen innerhalb der ROBOT Plattform: Zwei Roboter übernehmen Inspektions- und Messtechnik, Bearbeitung und digitale Integration.

Nun wurde die Technologieplattform weiterentwickelt, um das Auftrags- und Reparaturschweißen vollautomatisch auch für Weichen zu ermöglichen und dem steigenden Instandhaltungsbedarf am System Weiche zu entsprechen. Dabei kommt ein Gesamtarbeitsprozess zum Einsatz, der von der Inspektions- und Messtechnik über die Schweiß- und Bearbeitungstechnologie bis hin zur vollständigen digitalen Integration über alle notwendigen Funktionalitäten verfügt. Somit wird eine ressourcenschonende und zuverlässige Alternative zu den derzeit manuell durchgeführten Arbeiten geliefert.

Eingebettet in einen präventiven Instandhaltungsansatz des Betreibers, können die Liegezeiten und die Leistungsfähigkeit der Weiche in einem zunehmend von Fachkräftemangel geprägten Umfeld gesteigert werden. Das Ziel des ROBOT ist, die Gleissperrzeiten auf unter vier Stunden zu drücken, mit nur einer Person am Bedienpult und einer Hilfskraft im Vergleich zu fünf oder sechs Mitarbeitenden am Gleis.

Sie sind interessiert an der Entwicklung und Erprobung des Roboters unter realen Bedingungen? Kontaktieren Sie Robel Rail Automation unter: info@railautomation.com


Für jede Infrastruktur geeignet: Plasser InfraSpector

Messung, Inspektion und Analyse müssen sich dem Anwendungsgebiet anpassen. Urbane Netze haben andere Rahmenbedingungen als der Hochgeschwindigkeits- oder Schwerlastverkehr. Das Angebot von Plasser & Theurer bietet auf die jeweilige Infrastruktur abgestimmte Lösungen und Dienstleistungen.

Die neue Generation von Messlösungen – Plasser InfraSpector – wird exakt nach den Anforderungen des Diagnosebereichs konfiguriert. Das Einsatzspektrum reicht von der Integration in bestehende Fahrzeuge oder Waggons über Containerlösungen, Zweiwegefahrzeuge, Steuerwagen ohne Eigenantrieb bis hin zum voll integrierten Hochgeschwindigkeits-Messfahrzeug mit Eigenantrieb.

Weicheninspektion als Dienstleistung

Als Präventivmaßnahme muss jede Weiche eines Infrastrukturnetzes regelmäßig vermessen werden. In Handarbeit mit einer Weichenmesslehre ist dies personalintensiv und zeitaufwendig. Erschwerend hinzu kommen der Sicherheitsaspekt und die nachteiligen Auswirkungen auf den Betrieb. Messarbeiten in Weichen blockieren gleich mehrere Gleise.

​Die neue Form der Weicheninspektion schafft hier Abhilfe, denn dafür muss der Gefahrenraum des Gleises nicht betreten werden.

Messen im laufenden Betrieb

Erfahrungen in mehreren Ländern zeigen, wie sich das System in der Praxis bewährt. Aufgebaut auf einem Messfahrzeug, wie dem EM100VT, wird die Messung in kurzen Zugpausen durchgeführt. Für den Betrieb entstehen somit keine Einschränkungen. Wenn gleich viele Weichen in großen Bahnhofsanlagen vermessen werden, genügen die Pausen zwischen den Zügen in den betriebsarmen Nachtstunden. So wurden in der Nacht von 8. auf 9. März 2023 in St. Pölten (Österreich) 61 Weichen vermessen. Ein weiterer großer Vorteil: Die Befahrung muss nicht nach einem bestimmten Muster erfolgen. Das System erkennt die Überfahrt und ordnet sie passend der jeweiligen Weiche zu. Die Synchronisation geschieht dabei mittels Masterdaten und GPS. Aus Einsätzen wie in diesem Beispiel lässt sich ein Durchschnittswert von nur vier Minuten pro Weiche ermitteln.

Gemessene Parameter bei der Weicheninspektion

  • Spurweite
  • Engster Durchgang (zwischen Zunge und Backenschiene)
  • Leitweite
  • Rillenweite
  • Schienenprofil
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