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Die Maschinen im Verbund gekoppelt unterwegs auf Österreichs Strecken

Effiziente Instandhaltung mit umweltfreundlicher Flotte

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) setzen neue Maßstäbe in der Instandhaltung ihres Schienennetzes durch die Einführung einer hochmodernen und umweltfreundlichen Flotte von Instandhaltungsfahrzeugen. Nach einer EU-weiten Ausschreibung erhielt Plasser & Theurer den Auftrag zur Herstellung von 56 High-Tech-Hybridfahrzeugen, der größte Auftrag in der 70-jährigen Geschichte des Unternehmens. Neben dem technologischen Fortschritt ist damit auch das sukzessive Ausscheiden der älteren ÖBB-Flotte verbunden, die teilweise seit über 40 Jahren im Einsatz ist und ebenfalls von Plasser & Theurer stammt.

Innovative Technologien für eine nachhaltige Zukunft

Die neuen Hochleistungs-Instandhaltungsfahrzeuge mit umweltfreundlichem Hybridantrieb spielen eine entscheidende Rolle für die Zuverlässigkeit des ÖBB-Schienennetzes. Bei Störungen sind sie mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h die Ersten vor Ort und sorgen dafür, dass die Strecken schnellstmöglich wieder freigegeben werden können. Damit leisten die Maschinen einen wichtigen Beitrag zu einem hochverfügbaren Fahrweg.

Um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden, wurden vier modulare Maschinentypen auf gemeinsamer Basis entwickelt. Die modulare Bauweise bietet dem Betreiber mehrere Vorteile, etwa einen einheitlichen Fahrstand, der den Schulungsaufwand für das Bedienpersonal reduziert, und die Möglichkeit, defekte Module schnell auszutauschen, um Stillstandszeiten zu minimieren. Mit der von Plasser & Theurer entwickelten E³-Technologie fahren und arbeiten alle Maschinentypen emissionsfrei und geräuscharm.

Vielseitige Maschinen im Überblick

Plasser CatenaryCrafter 15.4 E³ (Typ 1):
Spezialisiert auf den Neubau und die Montage von Oberleitungsanlagen.

Plasser CatenaryCrafter 15.4 E³ (Typ 2):
Spezialisiert auf die Instandhaltung von Oberleitungsanlagen.

Plasser MultiCrafter 15.4 E³:
Für universelle Instandhaltungsarbeiten am und seitlich des Oberbaus sowie für sicheren Transport von Material und Personen zum Einsatzort.

Plasser TransportUnit 14.2:
Mit großer Ladefläche zum Transport von zusätzlichem Material und Equipment. Vom vollwertigen Fahrstand kann der Antrieb einer gekoppelten Maschine mittels Vielfachsteuerung genutzt werden.

Neuer Ansatz in der Fertigung

Bei der Entwicklung der neuen Fahrzeuge hatten Reduzierung der Baugruppenvielfalt und modulare Bauweise Priorität, was in weiterer Folge Inbetriebnahme, Zulassung und Verfügbarkeit der Maschinen verbessert.

Bereits während der Fertigung werden zu Modulen zusammengefasste Baugruppen in Betrieb genommen und auf eigens entwickelten Prüfständen eingehend getestet. Die ermittelten Werte liegen jedem Modul in Form eines Protokolls bei, das wichtige Informationen für die spätere Inbetriebnahme der Maschine oder für Revisionen und Servicierungen enthält.

Die neue Art der Fertigung ermöglicht es, in der Endmontage bereits kompakte Module zu einer fertigen Maschine zusammenzustellen und die Inbetriebnahme zu beschleunigen. Das ist für einen Hersteller von Sondermaschinen eine enorme Weiterentwicklung.

Testphase und positive Rückmeldungen

Die ersten Maschinen wurden Anfang Juni 2023 im Rahmen einer Veranstaltung mit der ÖBB-Infrastruktur AG auf dem Werksgelände von Plasser & Theurer in Linz präsentiert. Im Schienennetz der ÖBB befindet sich derzeit von jedem Typ eine Maschine und durchläuft alle notwendigen Tests für die Zulassung. Alle Maschinen wurden TSI LOC&PAS-konform entwickelt, um die transeuropäische Interoperabilität zu gewährleisten, verfügen über das Zugsicherungssystem ETCS Level 2 und werden gemäß dem vierten Eisenbahnpaket zugelassen.

Die Rückmeldungen von den Testfahrten sind äußerst positiv. Das Maschinenpersonal schätzt die qualitativ hochwertige Verarbeitung und die vielen innovativen Features. Besonders faszinierend ist die neu entwickelte Antriebstechnologie, die eine unterbrechungsfreie Umschaltung zwischen verschiedenen Energiequellen wie Oberleitung, Batterie oder dieselelektrischem Powerpack ermöglicht. Eine derartige Kombination von drei Energiequellen gibt es auf keiner vergleichbaren Maschine.

Die Laufruhe bei 120 km/h beeindruckt, zusammen mit großer Reichweite der Batterie. Das verschleißfreie elektrische Bremssystem ermöglicht regeneratives Bremsen, selbst im Dieselbetrieb. Die gewonnene Energie wird vorrangig für das Laden der Traktionsbatterie verwendet und sorgt so für mehr Reichweite. Positiv hervorgehoben wurde auch der Tandembetrieb mit Mehrfachtraktion. Mehrere Maschinen können gekoppelt werden, wobei der Antrieb von zwei Maschinen gemeinsam von einem Führerstand genutzt und gesteuert wird. Alle relevanten Informationen, inklusive jene der zweiten antreibenden Maschine, sind auf einem zusätzlichen Monitor einsehbar.

Um die Betriebssicherheit sowie die Funktionalität der verbauten Komponenten auch unter härtesten Wetterbedingungen sicherzustellen, wurden Tests in einem Klimakanal durchgeführt. Das vom Maschinenbetreiber entwickelte Prüfszenario ist strenger als die geltenden Normen. So wurde die Funktionsfähigkeit der Systeme und Leistungsfähigkeit im Diesel- und Batteriebetrieb bei Temperaturen von -25 °C bei Schneegestöber und Vereisung bis zu +45 °C mit Sonneneinstrahlung und Windgeschwindigkeiten von 80 km/h unter Beweis gestellt. Vor wenigen Jahren lagen gängige Höchstwerte der Temperatur noch bei +35 °C, dem Klimawandel ist es geschuldet, dass die Prüftemperatur zunehmend erhöht wird.

Die Eisenbahn als Verkehrsträger Nummer eins der Zukunft

Die neue Instandhaltungsflotte ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft der Eisenbahn als Verkehrsträger. Die ÖBB rüsten sich für die aktuellen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Klimakrise und die Notwendigkeit, Güter- und Personenverkehr auf die Schiene zu verlagern. Erklärte Ziele sind Verdoppelung der Leistung und Etablierung als CO2-neutraler Mobilitätssektor, die bis 2040 erreicht werden sollen. Die Maschinen von Plasser & Theurer sind technologisch auf dem neuesten Stand, sodass die ÖBB bei der Erreichung dieser ehrgeizigen Ziele bestmöglich unterstützt werden.


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