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Eine Frage der Intelligenz

BIG DATA

Big Data bedeutet „große Daten“. Wobei das fast eine Untertreibung ist. Es handelt sich vielmehr um eine gewaltige, inhomogene Informationsflut, die über verschiedenste Kanäle gesammelt wird.

Sie ist Herausforderung und Zukunftschance gleichermaßen. „Wir wollen Bewährtes nicht verändern, sondern es weiter verbessern“, betont Dr. Florian Auer, Technologischer Direktor bei Plasser & Theurer. Oberste Prämisse ist es, den Zugverkehr zuverlässiger, effizienter, vor allem sicherer zu gestalten. Wie kann dies gelingen? Und welchen Anteil hat „Big Data“ daran? 

Ein Beispiel: Auf 1 km Gleis befinden sich sage und schreibe 1.667 Einzelteile. Zu viel Technik und Sensorik darin würde den finanziellen Aufwand exorbitant in die Höhe schnellen lassen, das System wäre komplexer, fragil, schlichtweg fehleranfälliger. Plasser & Theurer sammelt deshalb Informationen mit qualitativ hochwertigen, leistungsfähigen Stopfmaschinen und Messfahrzeugen. 

„Grundlage für unser Tun ist, die Maschine als solche intelligenter zu machen. Einerseits durch Assistenzsysteme, andererseits durch Cloud-Anwendungen für den Infrastrukturbetreiber“, erklärt Florian Auer bei der Veranstaltung „Digitalisation: Harnessing Big Data in Rail“ in München: „Wir kennen die Muster im Gleis und haben keine Probleme, die Zahlen zu verstehen. Wir liefern unseren Kunden somit Werkzeuge, die das Arbeiten künftig noch leichter machen. Die Digitalisierung bietet für alle Seiten eine absolute Win-win-Situation.“ 

2013 hatte Deutschland die Verzahnung von Tradition und Moderne mit der „Industrie 4.0“, der vierten industriellen Revolution, ausgerufen. Eine der Herkulesaufgaben: Big Data in Smart Data umzuwandeln. In eine kluge Informationsquelle, die wirtschaftliche Nachhaltigkeit garantiert. 

Industrie 4.0: Die Digitalisierung ist auf der Überholspur und bietet ungeahnte Möglichkeiten. Doch wie verändert sie die Bahnbranche?

DB und SBB suchen nach innovativen Projekten 

Die Deutsche Bahn AG hat mit ausgewählten Mobilitäts- und Logistik-Firmen wie den Schweizer Bundesbahnen (SBB CFF FFS) oder Siemens die Plattform „Beyond1435“ gegründet. „Auf der Normalspurweite 1.435 mm hat die DB unzählige Menschen und Güter vom Start bis ans Ziel befördert. Die digitalisierte Welt stellt bisherige Mobilitätskonzepte auf den Kopf“, heißt es auf der Homepage. Mit Hilfe von Start-ups aus dem Intrapreneurship versucht man, innovative Lösungsansätze und Business-Ideen für das 21. Jahrhundert zu finden.    

„Es geht darum, das Unternehmen für die Zukunft zu stärken und es auf das nächste Level zu heben“, sagt Marius Pigulla, New Digital Business Manager der DB. Diego Galar, Moderator beim Event in München und Professor an der Universität Luleå, ergänzt: „Big Data hat einen komplett neuen Zweig geschaffen. Die Infrastrukturbetreiber greifen bewusst auf Dienste von außen zurück, die aus Datenmengen nützliche Erkenntnisse filtern und es ihnen ermöglichen, das Kerngeschäft zu optimieren.“ 

Alles dreht sich dabei um die Prognose: Wie verändern sich das Verhalten und die Bedürfnisse der Reisenden innerhalb der nächsten Jahre. Welche Anforderungen müssen erfüllt werden, um profitabel zu wirtschaften. Wie lässt sich die Pünktlichkeit steigern. Vernetzung ist diesbezüglich unerlässlich. 

Fehlerquellen sollen erkannt werden, bevor Fehler auftreten. Jürg Balsiger von der SBB verdeutlicht: „Wir sind im Übergang von reaktiver auf proaktive Wartung und Planung. Anhand der Daten können wir eine höhere Auslastung erreichen oder die Strecke überwachen und etwaige Arbeiten leichter koordinieren. Die Digitalisierung soll uns helfen, Lösungen zu finden, um unser Day-to-Day-Business zu verbessern, Risiken zu erkennen und die Zufriedenheit anzuheben.“ 

P&T Connected schafft neue Möglichkeiten 

Big Data biete neue Tools „für eine bessere Entscheidungsfindung“, ist auch Bernhard Maier überzeugt, „es wird das Eisenbahnsystem noch wettbewerbsfähiger machen“. Als Head von P&T Connected, einer Tochtergesellschaft von Plasser & Theurer, beschäftigt er sich mit Erfassung und Aufarbeitung, Vernetzung, Integration und Auswertung der Daten aus dem Ferndiagnosesystem Plasser Datamatic. Ziel ist es, daraus konkrete Handlungsanweisungen für die Wartung abzuleiten. Diese soll nicht mehr intervallmäßig erfolgen, sondern zustandsbasiert. Droht also an Maschine oder Fahrweg ein unerwartetes Problem, kann anhand der bereitgestellten Information bestmöglich reagiert werden. Ganz nach den Bedürfnissen der Kunden.

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