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Zwei der bedeutendsten internationalen Finanzinstitutionen (IFIs) haben ihren Sitz in Europa und finanzieren Projekte weltweit. Finanzierung spielt für langfristige Investitionen im Transportsektor eine große Rolle, daher sind IFIs wichtige Partner bei diesen Projekten. ​

Gastkommentar

Mag. Michael Zimmermann
Projektmanager go-international, Netzwerk Projekte International (NPI), AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

Klimaneutrale Mobilität mit der EIB

Die Europäische Investitionsbank (EIB) mit Sitz in Luxemburg ist die Hausbank der EU und steht im Eigentum der EU-Mitgliedsstaaten. Der Großteil der von ihr finanzierten Projekte wird in der EU realisiert, sie setzt jedoch auch Projekte weltweit um. Mit ihrem globalen Netzwerk an Vor-Ort-Büros hält sie Kontakt zu ihren Kreditnehmern und begleitet Projekte. Projekte außerhalb Europas unterliegen dem entwicklungspolitischen Mandat der Bank und machen bereits mehr als 15 % des jährlichen Gesamtvolumens von EUR 82,8 Mrd (2020) aus, Tendenz weiter steigend.

Das Hauptprodukt der EIB sind langfristige Finanzierungen, die direkt an Projektbetreiber und für kleinere Projekte indirekt über Kommerzbanken ausbezahlt werden. Neben Finanzierung, Garantien und Beteiligungen bietet die EIB auch Beratung bei der Projektentwicklung, damit die Projekte ihren hohen Standards entsprechen.

Der Fokus der EIB liegt auf den Bereichen Klima, Infrastruktur, Innovation und Entwicklung. Mit dem neuen Selbstverständnis als „Klimabank“ werden die Weichen in Richtung einer postfossilen Mobilität gestellt, um mit den EIB-Projekten die Zukunft des Verkehrs mitzugestalten, schließlich ist Transport der wichtigste Sektor der Bank.

Im Hinblick auf Schieneninfrastruktur zählen klassische Eisenbahnprojekte genauso wie städtische Mobilitätssysteme (U-Bahn, Straßenbahn), der Bau und die Modernisierung von Linien sowie die Anschaffung und Instandsetzung von Fahrzeugen zum breiten Spektrum. In diesem Zusammenhang sind auch die Transeuropäischen Verkehrsnetze (TEN-V) hervorzuheben, für welche die EIB oft die entscheidende Finanzierung bereitstellt.

Die EIB möchte mit ihrer Beteiligung an Projekten auch deren möglichen negativen Einfluss auf die Umwelt reduzieren. Darüber genau bescheid zu wissen, ist für Finanzierungskunden der Bank besonders wichtig. Nur dann können sie ihr Projekt sowohl aus finanzieller als auch aus Umwelt- und Sozialperspektive bankfähig machen.

​Türkei - EIB

Im Rahmen eines von der Europäischen Investitionsbank (EIB) finanzierten Projekts mit der türkischen Staatsbahn Türkiye Cumhuriyeti Devlet Demiryollar (TCDD) lieferte Plasser & Theurer im Jahr 2012 in Summe 17 Bahnbaumaschinen in die Türkei. Mit einem Gesamtvolumen von EUR 850 Mio. unterstützte die EIB maßgeblich die Türkei bei der Entwicklung der für das Land notwendigen Verkehrsinfrastruktur.

Konkret wurde der Korridor Istanbul–Ankara, der die meistfrequentierte Strecke in der Türkei darstellt und die beiden wichtigsten Metropolen des Landes miteinander verbindet, zu einer Hochgeschwindigkeitsstrecke ausgebaut. Der Bau und die Instandhaltung von derart komplexen und sensiblen Streckenabschnitten erfordern bestmögliche Qualität, höchste Präzision und State-of-the-Art-Technologien: Eigenschaften, welche sich in den Maschinen von Plasser & Theurer vereinen.​

Modernisierung der Wirtschaft mit EBRD

Die European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) trägt zwar noch „europäisch“ im Namen, hat ihren Aktionsradius aber längst weit über die Grenzen Europas hinaus erweitert. Mit Sitz in London ist sie bestens an die internationalen Finanzmärkte angebunden und verfügt, wie auch die anderen IFIs, über ein AAA-Rating, wodurch sie günstige Finanzierungskonditionen für Projekte bereitstellen kann.

Gegründet nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, hat die EBRD das Mandat einer Transition zu einer offenen, marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaft und privater unternehmerischer Initiative. Damit verfolgt sie ein Ziel, das nichts an Bedeutung verloren hat, da ein funktionierender Privatsektor immer noch entscheidend für wirtschaftliche Entwicklung ist. Aber auch bei PPP-Strukturen, die Privatsektor und staatliche Akteure gemeinsam umsetzen, verfügt die Bank über großes Know-how in der Vorbereitung und Strukturierung von Projekten.

Die EBRD ist in all ihren Zielländern sehr präsent und kann mit ihren Vor-Ort-Büros Projektentwicklung und Reformdialog unterstützen. Denn neben dem Kernprodukt der EBRD, den Finanzierungen, liegt der Fokus auch auf der Modernisierung ganzer Wirtschaftszweige.

Die EBRD hat 175 laufende Projekte im Transportsektor, für die Finanzierungen von mehr als EUR 8 Mrd. bereitgestellt wurden. Jährlich kommen Projekte im Ausmaß von rund EUR 1 Mrd. hinzu. Das laufende Portfolio liegt zu mehr als 50 % in den Regionen Südosteuropa, Osteuropa und Kaukasus.

In ihrer Strategie setzt die EBRD auf eine Steigerung der Beteiligung des Privatsektors, um Wettbewerb und Innovation zu fördern. Aber auch die Einführung neuer Technologien, Effizienzsteigerungen und eine Reduktion des CO2-Fußabdrucks sind erklärte Ziele der Bank.

Eisenbahnprojekte der EBRD umfassen das ganze Spektrum von Gleisanlagen über Signalanlagen und Stationen bis zu rollendem Material und sind ein wichtiger Teil der EBRD-Transportstrategie.

​Kroatien – EBRD

Für die Instandhaltung des Schienennetzes erhielt die kroatische Staatsbahn Hrvatske eljeznice Infrastruktura d.o.o. (HZI) von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) im Jahr 2013 einen Kredit mit einem Gesamtvolumen von EUR 40 Mio. Ein Teil dieser Mittel floss in den Ankauf von drei Bahnbaumaschinen (zwei Schneefräsen und ein Oberbauwagen) von Plasser & Theurer, die seit ihrer Lieferung im Jahr 2017 auf dem kroatischen Streckennetz zum Einsatz kommen.​

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