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Fahrleitung im Jahrhundertprojekt: zweigleisig durch die Alpen

Nach Inbetriebnahme des Schweizer Gotthard-Basistunnels schaut die europäische Eisenbahnwelt dem Fortschritt der beiden Röhren am Monte Ceneri mit hoher Erwartung entgegen.

Europten

Das Unternehmen mit Stammsitz in Österreich existiert bereits über 98 Jahre. Die Erfahrung mit Arbeitsmaschinen von Plasser & Theurer reicht in die frühen 80er-Jahre zurück, als es mit den motorisierten Arbeitsbühnen-Fahrzeugen der MTW-Serie losging. Heute arbeitet Europten mit den besten am Markt verfügbaren Oberleitungsmaschinen, wie dem MTW 100.216 oder dem HTW 100 E³ mit Hybridantrieb.

Das Jahrhundertbauprojekt Neue Eisenbahn-Alpentransversale, kurz NEAT, strebt mit Erfolg der Fertigstellung entgegen. Seit Februar 2018 arbeitet die Firma EUROPTEN als Experte im Fahrleitungsbau im 15 km langen Ceneri-Tunnel. Für die Deckenstromschienen müssen etwa 60.000 Bohrungen vorgenommen werden. Sie sind Voraussetzung für die 4.500 Stützpunkte, das Bahnerdungssystem und die Schalttechnik (16,7 Hz). 1.000 Tonnen Material fallen alleine für die Fahrleitung an: Anliefern, Zwischenlagern, Verladen und Montieren. Die Montageteams von je 9 Mann arbeiten im 2-Schichtbetrieb. Alles ist exakt eingeplant. Aufgrund der Länge des Tunnels muss die Logistik passen. Kurz einmal zurück und etwas holen ist nicht drin. Morgens um 06:00 fährt das erste Team mit Ausrüstung in den Tunnel. Erst um 22:30 fährt der Arbeitstross zurück. Dazwischen erfolgt ein Schichtwechsel um 14:30 über die zweite Röhre. Die speziell angepasste Montageeinheit verbleibt den ganzen Zeitraum hindurch im Tunnel und wird vom HTW 100 E³ gezogen.

„Der Hybridantrieb des HTW macht die Arbeit deutlich angenehmer. Er ist leise und hinterlässt im Tunnel keine Abgase“, so Projektleiter Rudolf Wank „Außerdem steigert er den Arbeitskomfort und die Qualität beim Verlegen durch eine exakte Steuerung der Arbeitsgeschwindigkeit.“

Im März 2020 soll die gesamte Anlage das erste Mal eingeschaltet werden. Außerhalb des Tunnels werden über 7 km Zulaufstrecke elektrifiziert. Eine Herausforderung besteht in den Übergangsbereichen der Fahrleitungskette zwischen fester Fahrbahn im Tunnel und Schotteroberbau, wie Rudolf Wank berichtet: „Die Toleranzen bei der Fahrdrahthöhe liegen im mm-Bereich. Der Pantograf sollte beim üblichen Anpressdruck von 7 bis 8 kg nicht abheben, um Funkenflug und damit Verschleiß zu reduzieren.“

Im Sommer 2020 soll der elektrifizierte Ceneri-Tunnel in den Testbetrieb der SBB übergehen. Dann geht es in einer Linie mit bis zu 250 km/h durch die Alpen.


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