aktuell 135

Eine Erfolgsgeschichte auf vier Achsen

Wenn es um Bau und Instandhaltung von Oberleitungsanlagen geht, ist der vielfältig einsetzbare und individuell konfigurierbare vierachsige Motorturmwagen MTW 100 die erste Wahl.

MTW 100 – ein Begriff im Bahnbau, ein Begriff für Bau und Instandhaltung von Oberleitungsanlagen. Seit drei Jahrzehnten gibt es vierachsige Motorturmwagen (MTW) von Plasser & Theurer. Die Oberleitungsbaumaschine MTW 100 ist eines der Erfolgsmodelle mit internationaler Verbreitung. Aktuelle Versionen zeigen, was heute in dieser Leistungsklasse machbar ist. Mehr noch: Als HTW 100 E³ ist eine Hybridversion mit elektrischem Antrieb nach intensiver Testphase bereits im realen Einsatz anzutreffen. Vor Kurzem ausgelieferte MTW 100.216 – so die genaue Typenbezeichnung – und der HTW 100 E³ repräsentieren eine Technologie, die sich durchgesetzt hat und viele Einsatzmöglichkeiten bietet. Der Stand der Technik spiegelt sich äußerlich im neuen Kabinendesign wider, das neben der attraktiven Optik auch viele innere Werte hat.

Sicheres Arbeitsumfeld in allen Höhen

Dank durchdachter Anordnung aller Komponenten muss das Fahrzeug während der Arbeit nicht verlassen werden. Eine seitlich versetzte Anordnung der Bühne, wie beispielsweise beim HTW 100 E³ und MTW 100 für Rhomberg Fahrleitungsbau verwirklicht, bietet einen breiteren Durchgang zwischen den Fahrzeugenden. Das ist positiv für die Sicherheit der eingesetzten Arbeitskräfte und spart Zeit. Eine Fronttür ermöglicht den direkten Übergang auf einen kranseitig angehängten Transportwagen. Eine effektive Umfeldbeleuchtung am Rahmen erhellt blendfrei die Umgebung des MTW. Das begehbare Kabinendach ist seitlich mit klappbaren Geländern ausgerüstet, der Weg zwischen beiden Kabinen ist ebenfalls gut gesichert. Eine dreigeteilte Hubarbeitsbühne in Fahrzeugmitte erlaubt je nach Ausführung gleichzeitiges Arbeiten in verschiedenen Höhen und verschiedenen seitlichen Entfernungen von der Gleisachse. Alternativ möglich ist eine hydraulische, frei verschwenkbare Hubarbeitsbühne mit noch größerem Arbeitsradius. Auch der Kran wird in der Regel mit einem Arbeitskorb ausgestattet. Hier sind wiederum unterschiedliche Ausführungen möglich: Mit absenkbarem Geländer versehen, kann der Korb auf dem Dach des MTW 100 abgelegt werden. Alternativ legen ihn Betreiber auf einem angekuppelten Waggon ab. Kran-, Bühnen-, Korblast und die Belastung der Fahrdrahtdrückanlage werden während des Betriebes automatisch erfasst und überwacht. Das dient der Sicherheit von Mitarbeitern und Technik, und es schützt vor Überlastung. Wegen der schweren Bauweise des MTW 100 und der großen Standsicherheit kommt er zumeist ohne Abstützung beim Arbeitsbetrieb aus. Das spart Zeit und Personal, denn der MTW bleibt dabei ferngesteuert verfahrbar. Lediglich hohe Lasten und große Reichweiten erfordern den Einsatz der hydraulischen Abstützungen.

Zukunftssichere Optimierungen

Der erste schwere Motorturmwagen der Baureihe MTW 100.216 wurde bereits 2012 fertiggestellt und auf der Internationalen Ausstellung Fahrwegtechnik (iaf) 2013 in Münster präsentiert. Die Maschinenentwicklung erfolgte in bewährter Weise in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden (Europten). Platzangebot, Größe, Leistung und Wirtschaftlichkeit bestätigten das vierachsige Fahrzeugkonzept. Obwohl die Serie MTW 100 als Oberleitungsbaumaschine bereits seit rund 30 Jahren erfolgreich im Einsatz ist, wurde in die aktuelle Version erneut viel Ingenieurleistung investiert und eine Vielzahl von Optimierungen realisiert. Verbessert sind beim MTW 100.216 unter anderem die Zugänglichkeit der komplett unterflur im Rahmen verbauten Antriebsanlage samt Kühlung und eine insgesamt optimierte Service-Zugänglichkeit. Ein zweiter großer Dieselmotor als Arbeitsantrieb ist nicht mehr erforderlich, was die Investitionskosten und ein ganzes Maschinenleben lang auch die Unterhaltskosten reduziert. Stattdessen erzeugt ein kleiner, nur 15 bis 20 kW leistender Dieselmotor ausreichend Energie für die Grundversorgung des Fahrzeuges am Einsatzort. Er dient auch der Notversorgung und dem Notbetrieb der Arbeitsaggregate im Sinne hoher Betriebs- und Ausfallsicherheit.

Die MTW 100 sind zukunftssicher konstruiert und gebaut, und ihre Größe ist optimal für unterschiedlichste Einsätze. Positiv ist die hohe Teileverfügbarkeit im Falle von Reparaturen und im Rahmen der Instandhaltung.

Zweiter MTW 100 für Rhomberg Fahrleitungsbau

Der MTW 100.216 für die Rhomberg Fahrleitungsbau GmbH mit Sitz in Wiener Neudorf (Niederösterreich) ist primär als Hauptmaschine für Streckenneubauten, aber auch für Umbau und Nachrüstung vorgesehen.

Die dreiteilige Säulenhebebühne in Fahrzeugmitte bietet hohe Flexibilität: Die große Bühne ist bis zu 4,5 m hebbar. Die beiden kleineren Körbe sind unabhängig ausfahrbar – seitlich 3 m und in der Höhe 2,8 m. Dadurch kann eine maximale Arbeitshöhe von 9 m über Schienenoberkante erreicht werden. Alle drei verbunden und verriegelt, bieten eine große Arbeitsfläche bei der Oberleitungsmontage.

Es ist bereits der zweite MTW 100 für Rhomberg Fahrleitungsbau, bestellt im November 2017 und damit rund eineinhalb Jahre nach Übernahme des ersten schweren Motorturmwagens durch dieses Unternehmen. Vorgesehen ist, dass dieser MTW für Überstellfahrten zumeist in Züge eingereiht wird. Mit Zugfahrzeug ist er auch in der Schweiz unterwegs – das spart den Einbau einer zusätzlichen Zugsicherungseinrichtung. Eine unscheinbare Besonderheit ist die Ausrüstung mit Rückblickkameras und -spiegeln. Die Kameras werden künftig ohnehin die Regel sein, wobei das Bild beider Kameras auf separaten Monitoren nahe der Kabinenecke gezeigt wird; hier ist es noch ein gemeinsamer Monitor (Split-Screen) am Führerpult.

Die Kombination aus Wagenkastenstütze und Federblockierung im Drehgestell wird im Messeinsatz mit einer berührungslosen Fahrdrahtmessanlage genutzt. Eine Messeinrichtung ermöglicht in zwei Dimensionen die Ultraschall-Lagemessung des Fahrdrahtes. Sie misst bei maximal 10 km/h schneller Fahrt die Höhenlage des Fahrdrahtes in 800 bis 4.000 mm Entfernung über dem Messsystem und seitlich im Bereich von jeweils 600 mm. Wird die Fahrleitung für eine zweite Messfahrt zur Ermittlung von Elastizität und Ungleichförmigkeit vom Pantografen angehoben, so geht dies in Aufzeichnung und Auswertung mit exakten Werten ein. An jedem Messpunkt zeichnet die integrierte Kamera ein Bild der Oberleitung auf, für Nachteinsätze gibt es eine separate Beleuchtung mit Arbeitsscheinwerfern. Durch Berücksichtigung von Spurspiel und Umgebungstemperatur ist der Nachweis einer TSI-gerechten und verschleißoptimierten Oberleitungslage unter Einhaltung aller Toleranzen möglich, auf Hauptgleisen beispielsweise alle zwölf Monate.

MTW 100.216 für Rail Power Systems

Die Rail Power Systems GmbH (München, Bayern) erhält von Plasser & Theurer einen auf das geplante Einsatzspektrum zugeschnittenen MTW 100.216. Besonderheiten sind hier die Zulassungen nicht nur für Deutschland und die Schweiz, sondern auch für Dänemark und Schweden. Eine zusätzliche konstruktive Herausforderung war die Berücksichtigung umfangreicher länderspezifischer Anforderungen.

Dieser Motorturmwagen ist mit einem besonders leistungsfähigen Kran ausgerüstet. Der anbaubare Arbeitskorb wird auf einem mitgeführten Anhänger abgelegt. Der Kran erreicht in dieser Ausführung mit dem Arbeitskorb einen Arbeitsbereich bis etwa 22,5 m über dem Gleis. Erforderlich ist dies beispielsweise bei Arbeiten an Mastspitzen oder bei hoher Leitungsführung in Bahnhofsbereichen. In Fahrzeugmitte ist zudem eine frei verschwenkbare Hubarbeitsbühne aufgebaut.

Weiters befindet sich auf der Maschine ein Sozialbereich mit Küchenzeile sowie ein Werkstattabteil. Eine Fahrdraht- und Tragseildrückanlage, ein Fahrdrahthöhen-Richtmaßturm sowie eine berührungslose Fahrdrahtmessanlage sind ebenfalls mit an Bord.

MTW 100.216

HTW 100 E³


Einwilligung für Aktuell App
Information zur Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten