aktuell 138

Ein perfektes Paar

Die effiziente Überwachung der Gleislagequalität ist die Basis für wirtschaftliche Instandhaltungsstrategien. In Tschechien ergänzen sich dabei zwei neue Messfahrzeuge mit unterschiedlichen Einsatzgebieten perfekt.

SZ, der nationale tschechische Infrastrukturbetreiber, unterhält fast 9.500 km Gleise, einschließlich aller Hauptstrecken und des Großteils der regionalen Strecken. Die vielfältigen Messaufgaben, die damit einhergehen, werden dabei von zwei unterschiedlichen Messfahrzeugen ausgeführt.

Zwei Messfahrzeuge – eine Datenbasis

Der Messwaggon EM200 kann mit Zügen auf Hauptstrecken mit hohen Fahrgeschwindigkeiten eingesetzt werden. So laufen die Messungen bei planmäßigen Zugfahrten einfach mit. Unser bewährtes berührungsloses Gleisgeometrie-Messsystem erfasst dabei den Gleiszustand unter realen Bedingungen.

Der selbstfahrende EM100 dient für flexible, autarke Messfahrten auf allen anderen Teilen des tschechischen Netzes. Durch die Kombination der beiden Messfahrzeuge kann das gesamte Streckennetz mit Haupt- und Nebenstrecken gleichmäßig und gezielt abgebildet werden. Dadurch sind Langzeitanalysen und effiziente Maßnahmenplanungen möglich. Messtechniker auf den Fahrzeugen können die Daten bereits während der Messfahrt in Echtzeit auswerten.

Die gleiche Messsystembasis auf beiden Fahrzeugen bietet enorme Vorteile. Die gewonnenen Daten können für nachfolgende Auswertungen zusammengeführt werden. Aber auch die damit gegebene Ausfallsicherheit, wenn ein Fahrzeug nicht eingesetzt werden kann, sowie die gleichen Systeme für Bedienung und Wartung waren dem Betreiber wichtig.

EM100 – autark und flexibel

Der EM100 basiert auf unserer neuen Messfahrzeugserie und wurde speziell für die tschechische Bahn mit Mess- und Auswertetechnik ausgerüstet. Diese Serienfahrzeuge in bewährter Plasser & Theurer-Qualität bieten die für den Schienenverkehr geforderten Sicherheiten. Der Messwagen wurde überdies mit einem ETCS-Zugbeeinflussungssystem ausgestattet.

Der EM100 besticht durch das neue Kabinendesign, das sich auch im Innenbereich fortsetzt. Es bietet ausreichend Platz für die umfangreiche Messtechnik und die Arbeitsräume. Neben den Fahrkabinen gibt es Messarbeitsplätze, eine kleine Küche sowie Stauraum. Der wärme- und schallisolierte Motorraum ist vollkommen vom Innenraum getrennt.

Die Messtechnik vereint alle bekannten Vorteile der Plasser & Theurer-Systeme bei Messgeschwindigkeiten bis zu 100 km/h:

Ein inertiales Gleisgeometrie-Messsystem (EN 13848-konform) mit integrierter GPS-Navigation und optischer Spurweitenmessung (Single GMS) zur Aufzeichnung der Gleisgeometrie wird kombiniert mit einem Schienenprofil-Messsystem mit Laser und Kameras. Dieses dient der Erfassung von Schienenprofil, Schienenhöhe, Schienenkopfbreite sowie Schienenneigung beider Schienen, Überwalzung der Schienenkanten, Spurweite und minimaler Spurweite. Aus diesen Messungen lassen sich durch Vergleich mit dem definierten Soll-Profil in Echtzeit folgende Parameter für beide Schienen berechnen: Abnützung der Höhe und Breite, Abnützung der Querschnitts­fläche des Schienenkopfes und an benutzerdefinierten Punkten am Schienenkopf sowie das Schienengewicht (Type).

EM200 – hohe Messgeschwindigkeiten im Regelverkehr

Der EM200 ist ein mit umfangreicher Messtechnik ausgestatteter Waggon. Als Businesspartner der Firma NDCon Logic a.s. haben wir die gesamten Messsysteme, den Messrahmen im Drehgestell und die Elektronik in das beigestellte Fahrzeug, einen Standard-Reisezugwaggon, integriert. Einige konstruktive Details an den Drehgestellen und am Waggon mussten dazu modifiziert werden. Der EM200 ist für maximale Fahr- und Messgeschwindigkeiten bis 200 km/h (gezogen) gebaut.

Ausgeführt wurde er mit Systemen zur Messung von:

  • Gleisgeometrie (mit IMU und GMS-Boxen)
  • Schienenprofil und -abnutzung
  • Oberflächenfehlern der Schienen (Riffel)
  • vertikaler und seitlicher Achslagerbeschleunigung
  • Schotterprofil (Schotterverteilung entlang der Strecke)

Erfolgreiche Tests

Beide Fahrzeuge konnten Ende Sommer 2021 für den Betrieb freigegeben werden. Die Monate davor wurde mit beiden Fahrzeugen ein dreistufiges Testverfahren erfolgreich absolviert. Zahlreiche Testfahrten erfolgten am Eisenbahnversuchsring in Velim in Tschechien.

Mit der Anschaffung der beiden Messfahrzeuge hat sich die tschechische Bahn für eine optimale Maschinenkombination entschieden, um verschiedenste Parameter ihres Eisenbahnnetzes zu messen und zu überwachen und ein professionelles Streckenmanagement zu implementieren.


Einwilligung für Aktuell App
Information zur Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten